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Willkommen bei Freunden (01.02. - 06.02.18)

Von Melbourne aus ist man bereits in drei Stunden in Christchurch, an der Ostküste der Südinsel Neuseelands! Kaum zu glauben, jetzt sind wir „am anderen Ende der Welt“! 12 Zeitstunden im Vorlauf zu Deutschland, mehr geht auf unserem schönen Planeten einfach nicht!

So weit weg von zu Hause und doch gibt es hier Menschen, die auf uns warten! Ursula und Ulrich zwei Bekannte, die wir vor 28 Jahren, kurz nach dem Fall der Mauer in München kennen gelernt haben. Sechs Jahre danach sind sie nach Neuseeland ausgewandert und wir waren uns damals sicher, sie wohl nie wieder treffen zu können.
Über die vielen Jahre hatten wir uns fast aus den Augen verloren, aber nur fast, denn Ursula steht am Flughafen in Christchurch und holt uns ab!

Viel Zeit ist seit damals vergangen, es gibt viel Interessantes zu erzählen und zu erfahren, so dass uns der Gesprächsstoff die nächsten Tage nicht aus geht.

Ursula und Ulrich leben in West Melton, einem ländlich Viertel am Rande Christchurchs. Hier haben sie sich ein kleines eigenes Paradies geschaffen. Auf der Weide grasen zwei Kühe, Hühner laufen durch den Gemüsegarten und am Morgen werden wir vom Bell Bird, einem einheimischen Singvogel geweckt. Sogar ein kleiner Kanal mit eigenem Badeplatz fließt durch das Grundstück . Und dann ist da noch Boby, die ein-/einhalb- jährige Hundedame des Hauses, welche sofort unsere Herzen erobert hat.

Im neuen sehr geräumigen Wohnhaus bekommen wir das Gästezimmer mit eigenem Bad! Was für ein Luxus für uns, nachdem wir in Melbourne eine „Kammer mit Stockbett“ und Etagendusche/WC bewohnt haben!

Stadtbesichtigung Christchurch

Christchurch ist mit 340.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt des Landes und liegt an der Ostküste der Südinsel Neuseelands. Durch das Stadtzentrum schlängelt sich der Fluss Avon, auf dem flache Stechkähne, sogenannte „Punts“, dahingleiten. Am Ufer liegen Radwege, der weitläufige Hagley Park und der Botanische Garten von Christchurch.

Im November 2010 und Februar 2011 gab es zwei schwere Erdbeben. Bei dem zweiten, eigentlich etwas schwächeren Beben, verloren 185 Menschen ihr Leben!

Im Zentrum stürzten viele Gebäude ein. Rund 70.000 Leute verließen innerhalb der nächsten Tage nach dem zweiten Beben die Stadt. Es ist nur annähernd vorstellbar, was die Menschen damals durchgemacht haben, Ursulas Berichte von dieser Zeit zeugen von einer gewaltigen Katastrophe.

Die Schäden sind auch heute noch, sieben Jahre danach, allgegenwärtig! Christchurch wirkt auf uns hipp und lebendig, an anderen Stellen hat sie aber auch den Hauch einer Geisterstadt!
Man befindet sich auf einer riesigen Baustelle, überall abgesperrte Straßen, Gebäude, die als Ruinen von mannshohen Bretterzäunen oder Mauern umgeben sind sowie Baulücken und dazwischen bereits Neugeschaffenes.

Noch ist nicht klar zu erkennen, wie das ganze später einmal aussehen wird. Der Neuaufbau wird neben dem finanziellen Problemen, auch immer noch durch ungeklärte Versicherungsverhältnisse erschwert.

Der Wiederaufbaus ist aber trotzdem in vollem Gange. Neben einer modernen Shoppingmall in der Cashel St, befindet sich ein kleines Zentrum mit modernen Geschäften, Coffeeshops und Imbissen. Und nicht alles war kaputt, so dass auch heute noch Traditonelles zu finden ist. Auch die alte historische City Tram verbreitet ein angenehmes Flair.

Ein besonderer Anziehungspunkt für Familien mit ihren Kindern ist der Family Playground. Nach dem teilweise deprimierenden Rundgang durch die zerstörte Innenstadt, lassen wir uns vom unbeschwerten Spiel und Lachen der Kinder wieder aufmuntern. Was bleibt ist die Hoffnung, dass es in den nächsten Jahrzehnten gelingt, diese einst so schöne Stadt wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen!

Überall gegenwärtig in Christchurch ist die sich nach den Erdbeben entwickelte City Art. Mauern, Häuserwände und andere Stellen der Stadt wurden zur künstlerischen Gestaltung gegeben. Hier bekommen nationale Künstler die Möglichkeiten sich zu präsentieren. Poppig bunt, mit viel Graffiti und anderen Stilrichtungen präsentiert sich das Stadtzentrum zum jetzigen Zeitpunkt.

Am Nachmittag besuchen wir das Canterbury Museum. Hier bekommen wir interessante, sehr anschauliche Einblicke zu den Lebensgewohnheiten der Ureinwohner, Maori und frühen europäischen Siedler.

Abschließend wandeln wir durch den Botanischen Garten. Die Pflanzung einer englischen Eiche markierte im Jahr 1863 die Gründung der Christchurch Botanic Gardens. Im Laufe der Jahre wurden ehemalige Feuchtgebiete und Sanddünen zu einer elegant gepflegten, 21 Hektar großen Parklandschaft umgestaltet. Die über 10 verschiedenen, von alten Bäumen gesäumte Themengärten und Liegewiesen werden größtenteils von einer Schleife des Avon Rivers umschlossen.

Der Lonely Planet beschreibt Christchurch als „energiegeladene Stadt, die unermüdlich und kreativ den Wandel meistert, in dem sie sich befindet“. Ihre Energie ist auf Schritt und Tritt zu spüren. Dem können wir uns anschließen und weiterhin gutes Gelingen wünschen.

Banks Peninsula (Halbinsel bei Christchurch):

Nach anfänglichen Schwierigkeiten und nur mit Ulis Hilfe bekommen wir einen halbwegs fahrbaren Mietwagen, einen weißen Nissan, Baujahr 2004, zu dem uns im ersten Moment nur der Begriff „Schrottkarre“ einfällt. …aber die „Karre“ hat letzten Endes ihren Dienst getan und wird daher mit einem wohlwollenden Bild gewürdigt.

Nun sind wir mobil und es kann also losgehen. Eine gemütliche Fahrtstrecke führt uns südöstlich von Christchurch auf die Banks-Peninsula Halbinsel, die interessanteste Vulkanlandschaft der Südinsel. Die Halbinsel, die ursprünglich eine aus zwei Vulkankegeln geformte Insel war, verfügt über zwei große Krater, die Lyttelton und Akaroa Harbours bilden. Den Namen bekam die Halbinsel von dem Botaniker Joseph Banks, der mit Kapitän James Cook auf der Endeavour segelte.

Am ersten Tag erkunden wir Lyttelton sowie den Orton Bradley Park im Norden dieser faszinierende Landschaft.

Die zweite Banks – Stippvisite führt uns am 6. Februar, dem Nationalfeiertag in Neuseeland, noch tiefer hinein in die einzigartige vulkangeformte Banks.

Der sogenannte „Waitangi Day“, der in Neuseeland als Nationalfeiertag begangen wird, erinnert an einen Wendepunkt in der frühen Geschichte zwischen den Maori und den europäischen Siedlern.
Nach zahlreichen bewaffneten Auseinandersetzungen mit den britischen Siedlern unterzeichneten die Maori am 6. Februar 1840 den Vertrag von Waitangi.

Der Maori-Häuptling Hone Heke setzte als erster von 46 Häuptlingen seine Unterschrift unter den Vertrag, der ein friedliches Zusammenleben der ersten und der neuen Siedler Neuseelands garantieren sollte. So richtig hat das nie wirklich funktioniert, weil die britischen Einwanderer die Maori über den Tisch zogen, indem sie ihnen eine Übersetzung mit anderem Inhalt aushändigten, als die englische Vertragsvariante! Bis heute gibt es in manchen Regionen noch Streitigkeiten um Land und Rechte der Maori!

Soweit ein kleiner Ausflug in die Geschichte.
In Okains Bay auf der Banks-Halbinsel gibt es ein fabelhaftes Maori Museum, welches in die Traditionen der ersten Siedler, in ihre Rituale und Lebensgewohnheiten Einblick gibt. Außerdem informiert das Museum auch über die schweren Bedingungen, mit denen sich die ersten Europäischen Siedler auseinandersetzen mussten.

Zur Feier des heutigen Tages werden verschiedene Zeremonien und Rituale vor interessiertem Publikum aufgeführt.
Es beginnt mit dem Einlaufen eines traditionellen Maori-Longkanus in die Okains Bay, geht weiter mit dem Powhiri, einer traditionellen Begrüßungszeremonie der Maori, gefolgt von nachgespielten Ansprachen durch Vertreter der Maori sowie Vertreter der Königlichen Englischen Marineflotte und gipfelt im gegenseitigen Austauschen des Hongi (Nasenkuss der Maori) zwischen allen Beteiligten und Zuschauern.

Nach diesen für uns sehr interessanten Einblicken in die Kultur Neuseelands besuchen wir auf der Banks noch die einzige französische Siedlung des Landes, Akaroa. 1838 reservierte sich der französische Kapitän eines Walfangschiffes von den dort lebenden Maoris ein Stück Land. Als er zurück in Frankreich war, warb er dort um Auswanderer und gründete dann zwei Jahre später mit 63 Siedlern das Örtchen Akaroa.
Es liegt am südöstlichen Ende des tief und geschützt gelegenen Akaroa Harbour, im Süden der Banks-Peninsula. Der hübsche Ort verzaubert durch historische Gebäude, einen wunderschönen Hafen und eine Leidenschaft für gutes Essen. Für uns gibt es hier Fish & Chips zum Lunch.

Auch während eines Tagesausfluges mit Ursula und Ulrich in Richtung Arthur Pass steht das Naturerlebnis im Vordergrund. Durch die Plains über den Highway 73 Richtung Torless Range mit dem Mt. Torless (1961 m), dessen Gipfel eine weiße Schneehaube ziert, fahren wir weiter über den Benmore Pass bis nach Castle Hill Village.

Am Castle Hill and Limestone Tors wandern wir durch hügeliges Grasland, das von riesigen abgerundeten schwarzen Sandsteinrocks durchbrochen wird. Wir kraxeln zwischen und über die Felsen und erfreuen uns immer wieder an dem faszinierenden Ausblick ins Tal bzw. in die Ferne!

Anschließend erwartet uns ein ganz besonderes Abenteuer. Wir möchten gemeinsam mit Uli den Cave Stream Scenic Res begehen. Der Track verläuft über 570 Meter Länge durch eine sehr schmale Höhle, die von einem Fluss gebildet wurde, der auch heute noch hier entlang fließt. Man läuft also die ganze Zeit durch den Fluss!!!

Bis zum Schluss ist sich Cathrin nicht sicher, ob sie es wagen will! Ich verdanke es vor allem dem begeistertem Zuspruch von Eva, der Tochter von Ursula und Ulrich, dass ich mir dieses Erlebnis nicht entgehen lasse! An dieser Stelle noch einmal meinen herzlichen Dank an Eva!

Das Wasser ist sehr kalt und geht uns gleich zu Beginn des Weges schon bis zur Brust! Die Kälte sticht wie feine Nadelstiche in die Haut aber das einschießende Adrenalin sorgt schnell dafür, dass wir sie nicht mehr spüren. Viel zu spannend und beeindruckend ist unser Tripp, jeder Schritt muss bedacht werden und jede Biegung birgt neue Überraschungen, Stromschnellen oder große Steine über die wir klettern müssen.

Ohne jegliches Zeitgefühl zu haben, völlig im Hier und Jetzt, erreichen wir nach etwa 40 Minuten den Ausgang der Höhle. Die letzte Passage erfordert nochmals ganz besondere Aufmerksamkeit, denn wir klettern über in den Felsen eingelassenen Metallsprossen senkrecht die Höhlenwand hinauf und kriechen danach rechterhand den Abgrund wissend, über eine nur 50 cm breite wagerechte Felsplatte hinaus!

Was für ein unvergessliches Erlebnis und ein geiles Gefühl, es geschafft zu haben!

Nach sechs tollen erlebnisreichen Tagen bei und mit unseren Bekannten sind wir nun reif und bereit, dieses faszinierende Land auf eigene Faust weiter zu erkunden. Vielen lieben Dank für eure Gastfreundschaft!

2 Antworten auf “7-beitrag-auszeit”

  1. Hallo ihr zwei! Es ist einfach toll euere Berichte zu lesen! Einige NZ Bilder (Christchurch) kannten wir schon von JO!! Die Landschaften u die Pflanzen- und Tierwelt sind fantastisch nicht nur in NZ. Echt super, was ihr in den 2 Monaten schon alles gesehen, erlebt und berichtet habt!! Im Januar hatten wir unsere Urlaubsbilder Kollegen, Freunden und Gitarrenmädels mit leckeren austral. Essen gezeigt. War ein langer abendfüllender Tag!!! Die Hitze in Australien war für uns ganz schön gewöhnungsbedürftig, aber das war ja Winter!! Wir wünschen euch noch wunderschöne Reisemomente,viele Augenblicke zum Verweilen und bleibt schön gesund!!
    Lasst uns weiterhin an eurer tollen Reise teilhaben und seid nicht traurig, dass ich nicht immer dazu einen Kommentar abgebe! Ich mag den Computer nicht so sehr!! Alles Liebe& Gute für euch!! Mario&Jana

    1. Liebe Jana und lieber Mario, wir danken für eure Treue und hoffen, ihr könnt uns verzeihen, dass wir erst heute auf eure Zeilen reagieren. Wir freuen uns sehr, dass euch die Berichte gefallen und ihr beim Anschauen an euren eigenen Urlaub erinnert werdet. Es ist einfach fantastisch schön hier und der Tag hat trotzdem nur 24 Stunden! Wir genießen unsere Auszeit sehr und können trotz täglicher Aktivitäten auch sehr gut entspannen. Die Gelassenheit der Ausis, wie auch der Kiwis ist scheinbar ansteckend… Liebe Grüße nach Jena senden euch Thomas und Cathrin

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