The Winterless North
(18.03 - 23.03.18)






Quelle: google/maps
Im subtropischen Klima, mit Wintern bei 15 bis 20 Grad Celsius und Sommertemperaturen zwischen 24 und 35 Grad, gedeihen hier Zitrusfrüchte, Palmen und Bananen. Das hügelige Land mit kurvenreichen Straßen trennt die grüne Tasman See der Westküste vom blauen Pazifik der Ostküste. Beide Meere treffen am 450 km nördlich von Auckland gelegenen Cape Reinga aufeinander.
Wir fahren zügig durch das langgestreckte Stadtgebiet von Auckland, um an der Ostküste am Red Beach in der Whangaparaoa Bay den „Pinewoods Motor Park“ zu erreichen. Auch ohne vorherige Buchung bekommen wir einen schönen Stellplatz auf Gras.
Surfer und Skay Surfer nutzen an diesem Sonntag Nachmittag die meterhohen Wellen für ihre Freizeitaktivitäten. Uns ist es allerdings zu kalt, wir stehen warm angezogen mit Regenjacke, die nur den Wind abhalten soll am Strand und hoffen, nicht weggeblasen zu werden!
Auf dem Weg entlang des „Twin Coast Discovery Highway“ Richtung Norden, schieben wir noch eine sehr schöne Küstenwanderung ein. Der „Mangawhai Cliffs Walkway“ beginnt an einem sehr langen feinen Sandstrand. Am nördlichen Ende des Strandes zweigt der Weg nach links über eine Sanddüne und später über Holzstufen hinauf zum bewaldeten Hügel. Etwa auf zwei Drittel Höhe schlängelt nun der Pfad entlang der Küstenlinie bis vor zum „Mangawhai Heads“.
Nach 2,5 km erreichen wir die Spitze der Landzunge, steigen aber nicht zum Strand hinab, denn das Wetter lädt heute nicht zum Baden ein. Auf dem Rückweg genießen wir nochmals verschiedene atemberaubende Blicke auf das raue, tosende Meer. Ein „stürmisches Picknick“ sorgt hier für unser Leibeswohl sowie neue Energie für den weiteren Tag.
Die „Whangarei Falls“ sind ebenfalls einen Abstecher wert. Auf einem 30 minütigen Rundweg genießen wir den Reiz dieser Landschaft. Zuerst laufen wir über einen Holzsteg, der den Fluss überbrückt, dann durch Wald. Mehrere Aussichtsplattformen erlauben aus verschiedenen Perspektiven einen Blick auf den Wasserfall.
Aber am meisten beeindruckt uns sein Anblick von unten. Der Whangarei Falls ist 26m hoch und ergießt sich wie ein Vorhang über eine mit Moosen bewachsene Felswand. Das Wasser sammelt sich in einem Becken, in dem man wunderbar schwimmen kann.
Wie verzaubert sitze ich minutenlang sprachlos auf einem umgefallenen Baumstamm und genieße die Atmosphäre dieses Ortes.
Den Nachmittag und die Nacht verbringen wir im „Tutukaka Holiday Park“. Beim Frühstück bekommen wir öfter Besuch von Enten, Möwen und zwei Pukekos.
Unweit von Tutukaka, etwas nördlich liegt die „Woolleys Bay“. Von ihr laufen wir etwa 35 min zur idyllischen „Whale Bay“. Besonders faszinieren uns hier die sehr alt wirkenden, breit ausladenden Bäume, die wiederum Heimat für zahlreiche andere Pflanzen darstellen. Der Wald ist sehr dicht, wild und üppig.
Unterwegs können wir immer mal wieder einen freien Blick auf die traumhaft liegende Bay sowie die kleinen vorgelagerten Inseln und Felsgruppen erhaschen.
Am „Whale Bay Beach“ wachsen breit ausladende Bäume, deren Äste und Blätter fast bis in den Sand hinunter reichen.
Anschließend fahren wir nach Kawakawa und benutzen die wohl berühmteste öffentliche Toilette Neuseelands.
Der österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser ließ sich 1975 in Kawakawa nieder und lebte hier bis zu seinem Tod im Jahr 2000. Drei Jahre vor seinem Tod, gestaltete er seinen Mitbürgern in seiner Wahlheimat diese extravagante öffentliche Toilette.
Picknick gibt es heute an den „Haruru Falls“, wo wir unter großen breiten Bäumen unsere Campingmöbel aufstellen.

Im 19. Jahrhundert säumten mehr als 100 Maori-Dörfer die Ufer des Haruru-Flusses, der in Waitangi bis zum Meer fließt. Eine Maori Legende sagt, dass ein Taniwha (Wasser Monster) in der Lagune unter Haruru Falls lebt. Haruru bedeutet in der Sprache der Maori großer Lärm.
So tauchen wir am nächsten Tag erneut ein in die Geschichte Neuseelands ein. Unser Basislager schlagen wir in Paihia auf dem Top 10 Holiday Park auf und besorgen uns für morgen einen Day Pass für den „Waitangi Treaty Grounds“.

Hier im „Treaty House“ wurde am 6. Februar 1840 der „Treaty of Waitangi“ unterzeichnet.
Er gilt bis heute und gibt der britischen Krone das Recht, Land zu kaufen und den Maori alle Rechte und Privilegien britischer Staatsbürger.
Unterzeichnet wurde der Vertrag von Waitangi damals von Kapitän Hobson als Vertreter der britischen Krone und einer Anzahl von Maori Stammesführern. Andere, vor allem auf der Südinsel lebende Häuptlinge unterschrieben später, einige aber auch nicht. Insgesamt unterzeichneten mehr als 500 Häuptlinge den Vertrag von Waitangi.
Die Māori übertragen durch die Vereinbarung ihre Souveränitätsrechte an die britische Krone (Artikel 1), die ihnen im Gegenzug den Schutz der britischen Bürgerrechte („British subject“, Artikel 3) und uneingeschränkte Rechte über ihr Land verspricht, jedenfalls bis zu dessen Veräußerung, für die die Krone ein Vorkaufsrecht erhält (Artikel 2). Die Präambel, die dem Vertragsinhalt vorausgeht motiviert das Unternehmen: es soll der Boden für Staatlichkeit und Rechtssicherheit und damit eine blühende gemeinsame Zukunft einer gemischten britischen-Māori Nation geschaffen werden.
Durch zwei Sprachversionen (Maori und Englisch), die unterschiedlich interpretiert werden können, gibt es bis heute Streitigkeiten über den Vertrag.
Das alles erfahren wir im Museum und während der Führung durch das Gelände des „Waitangi Treaty Grounds, durch einen Maori-Mann.
Aber auch sehr interessante Aspekte zur Lebensweise und Kultur der Maoris werden uns zugänglich.
Das weltweit größte zeremonielle Kriegskanu „Ngatokimatawhaorua“ ist 35 m lang und benötigt mindestens 76 Paddler, um es sicher auf dem Wasser zu manövrieren. Außerdem könnte es noch 70 Krieger aufnehmen. Es wird hier zusammen mit zwei kleineren Maori-Kanus ausgestellt.
Die Kanus werden jedes Jahr im Rahmen der Feierlichkeiten zum „Waitangi Day“ am 6. Februar zu Wasser gelassen.
Etwa 100 m vor dem Treaty House steht ein riesiger Flaggenmast. Er markiert die Stelle, wo der Vertrag von Waitangi unterzeichnet wurde. Die gehissten Flaggen sind die drei offiziellen Fahnen Neuseelands: die Fahne der Vereinigten Stämme von Neuseeland (von 1834), der Union Jack (von 1840) und die neuseeländische Fahne (von 1902).
Es ist schon sehr beeindruckend, hier auf so historischem Boden zu gehen und zu stehen! Von dem Hügel, auf dem der Flaggenmast steht, kann man auch gut den „Hobson Beach“ sowie das gegenüber gelegene Russell sehen.

Nach einer Mittagspause treffen wir uns mit anderen Besuchern vor dem geschnitztem Versammlungshaus „Te Whare Ruanga“. Es steht gegenüber vom Treaty House, beide Gebäude symbolisieren die Partnerschaft zwischen Maoris und der britischen Krone. Das Versammlungshaus wurde 100 Jahre nach der Vertragsunterzeichnung, am 6. Februar 1940, eröffnet.
Hier erleben wir um 13 Uhr eine traditionelle Maori Begrüßungszeremonie und ein Kulturprogramm mit traditionellen sowie modernen Maori Tänzen und Gesängen.
Es wirkt schon sehr ungewohnt und fremd, wenn die Tänzer ihre furchteinflösenden Grimassen ziehen oder dabei ihre Zungen weit rausstrecken. Nachts und alleine möchte man diesen Gestalten wohl eher nicht begegnen!
Nach diesem exotischen Spektakel verlassen wir das geschichtsträchtige Areal mit erweitertem Horizont und mehr Verständnis für die Konflikte, die im neuseeländischen Alltag, vor allem auf der dichter besiedelten Nordinsel, immer mal wieder aufflammen.
Unser ganz persönlicher Eindruck diesbezüglich ist allerdings sehr positiv. Es ist eine gigantische Herausforderung, zwei so grundsätzlich unterschiedliche Kulturen friedlich und tollerant miteinander zu verbinden! In puncto Gleichstellung ist Neuseeland auf einem sehr guten Weg, nicht nur offiziell in der Gesetzgebung sondern auch im gesellschaftlichen Zusammenleben.
Nach dem Frühstück am nächsten Tag fahren wir nach Opua, ganz in der Nähe. Hier wird von zwei taffen Frauen eine kleine Autofähre betrieben. Wir können ohne Wartezeit sofort auffahren.
Die kurze Überfahrt nach Okiato dauert kaum 10 Minuten und nach 9 km Weiterfahrt sind wir in Russell.
Da die Flut gerade den Wanderweg über den Strand zum „Flaggstaff Hill“ unmöglich macht, nutzen wir anfangs die Straße. Dabei kommen wir an traumhaft gelegenen Grundstücken mit Meerblick vorbei. Cathrin erfreut sich vor allem an den üppig gedeihenden und bunt blühenden subtropischen Büschen, Bäumen und Blumen. Thomas ist besonders von den zahlreichen Vögeln begeistert und hält seine Kamera immer bereit.
Weiter oben biegt der Weg in den Wald ab und führt jetzt durch privates Land. Ein Schild bezeugt uns, dass hier Wanderer willkommen sind.
Der Hügel über Russell hat zwei Spitzen. Zuerst gehen wir zum „Sundial“ und genießen den faszinierenden Ausblick auf Russell und das inselbespickte Meer. Eine interessante Sonnenuhr zeigt uns genaue Uhrzeit an.
Auf dem Weg zum zweiten Hügel, “ Flaggstaff Hill“ beobachten wir Wekas, Tuis sowie Fantails.
Nach 35 weiteren Minuten auf dem „Russell Kororareka Track“ erreichen wir einen winzigen Strand in einer kleinen Bucht. Ein schöner Platz zum Entspannen, Lesen und Träumen, denn zum Baden lädt das Wetter uns nicht ein.
Auf dem Rückweg holt uns ein heftiger Regenguss ein. Unsere Rettung ist ein Carport, in dem ein Motorboot untergestellt ist! Wir winken freundlich in die Überwachungskamera und warten den Schauer ab.
Russell ist ein hübscher Küstenort mit einem gemütlichen Segelhafen, hellen Holzhäusern und einer Strandpromenade mit zahlreichen Café’s.
Der Regen überrascht uns heute öfter, so dass wir unser Sightseeing vom Autor aus fortsetzen. Die Küstenstraße schlängelt dich kurvenreiche auf und ab, vorbei an Mangroven sowie anderen Wäldern, mit hohen Farnen und vielen verschiedenen Bäumen, deren Anblick uns inzwischen schon so vertraut geworden ist.
Auch am nächsten Tag regnet es während unserer Weiterfahrt. Diesem Umstand verdanken wir das folgende wunderschöne Naturschauspiel.
In einer Regenpause gelingt uns noch eine Wanderung, fast ohne nass zu werden. Der „Arai Te Uru Heritage Walk“ führt bis an die Spitze einer Landzunge. Die Bäume sind gezeichnet vom dauerhaften Küstenwind, der hier immer herrscht und uns fast vom Weg bläst.
Auf unserer To-do-Liste füt Neuseeland steht noch ein Wunsch offen. Wir möchten einige der leider fast gänzlich abgeholzten uralten Kauri Baumriesen sehen! Der „Waipoua Kauri Forest“ soll dafür ideal geeignet sein.
Die wenigen Kauri Bestände, die den gigantischen Abholzungen der Maori und frühen Siedler nicht zum Opfer gefallen sind, werden heute streng geschützt. Allerdings sind sie seit geraumer Zeit von einem eingeschleppten Pilz bedroht. Andere Besucher erzählten uns, dass der NP sogar schon zeitweise geschlossen werden musste!
Die Pilzsporen werden unter anderem in den Schuhsohlen der Besucher mitgebracht und vermehren sich in Windeseile. Sie schwächen die Wurzeln der alten Kauris, machen sie anfälliger für Krankheiten und lassen sie im schlimmsten Fall absterben.
Zum Schutz vor dieser Gefahr passiert jeder Besucher eine Schuhputz- und -desinfektionszone. Der Weg durch den Park ist genau definiert, die empfindlichen Wurzeln der Kauri werden durch Geländer geschützt. Wir hoffen, dass es gelingt, mit diesen Maßnahmen die einmaligen Zeugen unserer Erdgeschichte zu retten und nachfolgenden Generationen zu erhalten!
Hier steht „Tane Mahuta“ (Herr des Waldes), ein Kauri Baum, dessen Alter auf stolze 2000 Jahre geschätzt wird! Mit seiner stattlichen Höhe von 52 Metern, ist er unbestritten der größte Kauri Neuseelands. Sein Umfang beträgt 13 m und sein Holzvolumen wird auf 244 Kubikmeter vermutet.
Mit einer Gänsehaut und voller Demut stehen wir vor diesem Riesen! Wir fühlen, wie eine starke Energie von ihm auf uns übergeht und wir spüren eine Mitverantwortung, unseren Beitrag für den Schutz der Umwelt bei jeder Gelegenheit zu leisten.
Schon allein die Durchfahrt durch den Kauri Forest NP ist so unbeschreiblich beeindruckend. Die Straße wird zu beiden Seiten direkt von dichtem Urwald gesäumt!
Ein paar Kilometer weiter stoppen wir nochmals für zwei Stunden. Dieser Weg führt uns zu Kauri Bäumen mit den wohlklingenden Namen „Yakas“ oder „Four Sisters“.
Jedoch der Vater des Waldes, „Te Matua Ngehere“, mit seinen 18 Metern Umfang und einem Alter von unvorstellbaren 2500-3000 Jahren, macht uns entgültig sprachlos!
Was macht man nach solchen eindrucksvollen Anblicken? Man möchte alles festhalten oder umarmen und nie wieder verlieren.
Wir suchen uns einen schönen Platz in der Natur, umschlossen von zwei Bächen und dichtem Regenwald. Das ist der richtige Ort, um die Eindrücke weiter wirken zu lassen.
Der „Kauri Coast Top 10 Holiday Park“ bietet außerdem noch einen wunderschönen Spaziergang durch sein Areal. Er ist wie ein kleiner Lehrpfad gestaltet, die einheimischen Pflanzen und sehenswerte Plätze sind beschildert und näher erklärt. Alles ist sehr liebevoll gestaltet.
Ein toller Abschluss für unsere Tour durch Northland.
Auch wenn wir den äußersten Norden, das „Cape Reinga“ nicht erreicht haben, weil wir nicht auf Biegen und Brechen nur durchdüsen wollten, sind wir glücklich und mehr als zufrieden. Alle Erlebnisse und Eindrücke, die wir sammeln durften, sind für uns so wertvoll und jeder Ort hatte seinen eigenen Charme.
Das allerletzte Kapitel Neuseeland schreiben wir beim nächsten Mal.